Schlagwörter
Aikono, Dorfgarde, Dottore, Fähnrich Mooranger, Fischer, Fluch des Flussvaters, Großer Fluss, Isabeau, Necker, Rahja-Geweihte, Ungolf
Vorbemerkung:
Der nachfolgende Post behandelt das Finale unseres „Necker-Plots“, das sich über mehrere RP-Abende erstreckte und mehrere Szenen und Locations umfasste. Auch wenn die Geschehnisse nun schon einige Zeit zurückliegen, ist es mir ein großes Bedürfnis, diese ebenso stimmungsvollen wie spannenden RP-Abende in einem zusammenfassenden Post nochmals Revue passieren zu lassen. Bei dieser Gelegenheit nochmals herzlichen Dank an alle, die als Spieler oder Spielleiter an dieser tollen Geschichte beteiligt waren!
Sechzehnte Woche des 1012ten Götterlaufes nach dem Falle Bosparans
Zu komplex und von zu nachhaltiger Bedeutung für unser geliebtes Arkenstein sind die Ereignisse der vergangenen Woche, als dass man sie losgelöst von den vorangegangenen Vorkommnissen sehen könnte. Denn erst jetzt, in der zusammenfassenden Retrospektive, ergeben all die Absonderlichkeiten, die sich in den vergangenen Monden zugetragen haben (die seltsamen, vielfach todbringenden Vorfälle auf dem Großen Fluss, der Tod der Schankmaid Gundi, der Einbruch im Gasthaus ‚Bardenkrug‘, die Neckersichtungen, das Verschwinden der Rahja-Geweihten…), einen Sinn – und ein Bild, das jeden götterfürchtigen Koscher erschaudern lässt.
Schon als vor Wochen einige wagemutige Recken in einem der längst aufgelassenen Stollen unter dem Festungsberg eine Art Schmugglerversteck entdeckten, ergaben sich konkrete Anhaltspunkte dafür, dass die schwer verwundeten oder gar bestialisch getöteten Necker, die in den Wochen zuvor gefunden worden waren, Opfer götterlästerlicher Experimente geworden sind. Diesen Schluss legten nicht nur die in der Stollenkammer gefundenen und von der Dorfgarde umgehend sichergestellten Gegenstände nahe, sondern insbesondere das Fragment eines Dokuments, in dem die ungeheuerlichen Vorgänge auch noch niedergeschrieben worden waren! Ohne Zweifel war derjenige, der die Aufzeichnung anfertigt hatte, aktiv an den Experimenten beteiligt. Hauptsächlich durchgeführt wurden die schändlichen Versuche jedoch von einer Person, die hier nur als der „Dottore“ bezeichnet wurde.
Als wenige Praiosläufe später am Muschelbänkchen eine Neckerin angetroffen wurde, die den goldenen Ritualkelch der örtlichen Rahja-Geweihten Isabeau von Belhanka bei sich trug, schien klar, dass auch das spurlose Verschwinden der Dienerin der allschönen Göttin mit den Vorgängen um die Necker in Verbindung stehen muss.
Die Geweihte war seit einigen Praiosläufen als vermisst gemeldet; eine aufwändige Suchaktion, geführt von Weibel Etienne von der Dorfgarde, blieb erfolglos. Auch die Ermittlungen der Dorfgarde in dem Fall förderten kaum brauchbare Informationen zu Tage. Die letzten, die Ihro Gnaden Isabeau gesehen hatten, waren wohl die beiden Gesellen des Zunftmeisters Sal Brettschneider, Roban Berlind und Ungolf Arsteener, die gemeinsam den Rahja-Tempel aufgesucht hatten. Da hierbei nach Aussage der Gesellen dem Wein ordentlich zugesprochen worden war, konnten sich die beiden jedoch nur noch an die damit einhergehenden rahjaischen Freuden erinnern, aber keine sachdienlichen Hinweise liefern.
Indes gab das Verhalten von Ungolf Arsteener von Tag zu Tag mehr Anlass zu Besorgnis und Tadel: angefangen von Pöbeleien oder gar Handgreiflichkeiten sowohl mit Arkensteinern als auch Ortsfremden, insbesondere den Thorwalern, bis hin zu verunglimpfenden Bemerkungen betreffs die verschwundene Rahja-Geweihte. Und als wäre dies nicht schon verwerflich genug, offenbarte sich schließlich, dass der unglückselige Fischer mit finstersten Mächten im Bunde stand! Wohl nur einer gnädigen Fügung der Heiligen Zwölfe ist es zu verdanken, dass die Dorfgardistin Aikono, der Marbide Astor und einige weitere Arkensteiner und Fremde just zum Muschelbänkchen kamen, als Ungolf sich dort gerade auf widerlichste Weise an einer Neckerin verging. Nur mit vereinten Kräften gelang es der Gruppe, den offenkundig Besessenen von dem bereits halb zu Tode geschundenen Geschöpf des Flussvaters abzubringen. Dass Ungolf dämonischen Mächten anheimgefallen sein musste, offenbarte sich nicht nur in einer Rahja und Tsa gleichermaßen zuwideren Deformation seines Gemächts; auch zeigte er widernatürliche Kraft und Zähigkeit und eine ungezügelte Aggressivität. Die Versammelten, unter denen sich neben dem Marbiden auch der Draconiter Connor als weiterer Repräsentant der Zwölfgöttlichen Kirchen fand, hatten letztlich keine andere Wahl als Ungolf tödlich niederzustrecken.
Während Ungolfs Blut noch den Boden tränkte, und Aikono und Paroscha sich der Neckerin annahmen, die dem Tode näher denn dem Leben war, rief Ihro Gnaden Astor die Anwesenden ultimativ dazu auf, die Fischer und allen voran deren Zunftmeister Sal Brettschneider zur Rede zu stellen. Zugleich wurde ein Bote hoch zur Feste geschickt, um Fähnrich Mooranger, die Befehlshaberin der Dorfgarde, herbeizuholen. Hatten bereits die in der Stollenkammer gemachten Funde kaum mehr Zweifel an einer Verstrickung der Arkensteiner Fischerzunft in die Vorgänge gelassen, war mit Ungolfs Enthüllung für den Marbiden der definitive Beweis dessen erbracht.
So eilten die Versammelten denn mit blanken Klingen und fest entschlossen, vom Zunftmeister Antworten zu fordern, zum Zunfthaus der Fischer. Dort jedoch trafen sie nur den jungen Fischer Halmbart an, der sich gerade mit blutender Nase offenbar von einer Prügelei aufrappelte. Er berichtete fassungslos, dass der Zunftmeister und sein zweiter Geselle, Roban Berlind sich vor wenigen Efferdgebeten, als das ganze Dorf wegen des Vorfalls am Muschelbänkchen in Aufruhr geriet, mit der gut gefüllten Zunftkasse Richtung Hafen aus dem Staub gemacht hätten! Beim Versuch, die beiden aufzuhalten, war er vom bulligen Berlind niedergestreckt worden. Während einige der Anwesenden die Verfolgung des Zunftmeisters und seines Gesellen aufnahmen, konfrontierte Ihro Gnaden Astor Halmbart mit den Vorwürfen gegen die Fischer. Halmbart war zutiefst entsetzt und aufrichtig bemüht, an der Aufklärung mitzuwirken, konnte jedoch kaum brauchbare Informationen liefern.
Dafür förderte die Durchsuchung der Kammer des Zunftmeisters umso Interessantes zutage: eine Bootslaterne tulamidischer Machart, wie man sie auch in der Stollenkammer gefunden hatte. Eine nähere Untersuchung der filigran gearbeiteten Lampe brachte den Draconiter Connor zu der Vermutung, dass es sich dabei um ein magisches Artefakt handeln könnte. Kurzentschlossen begab sich die Gruppe daraufhin zum Hafen, um dem Geheimnis auf ganz praktische Weise auf den Grund zu gehen. Und siehe da: sowie die Laterne am Bug eines der Boote angebracht und entzündet war, wies ihr Lichtkegel nicht – wie es die Gesetze der Mechanik gebieten würden – in Fahrtrichtung, sondern in eine bestimmte Richtung flussaufwärts…
Einige der versammelten Recken wollten sofort aufbrechen, um zu sehen, an welchen Ort die Laterne weisen würde, war man sich doch allgemein einig, dass dort die Antworten zu finden seien, die man im Zunfthaus der Fischer vergeblich zu erlangen suchte. Ihro Gnaden Astor riet jedoch eindringlich, mit dem Aufbruch zu warten, bis aus Steinbrücken ein machtvoller Abgesandter des Golgaritenordens eingetroffen sei, nach dem er vor einigen Tagen bereits geschickt hatte. Da die Ankunft des Golgariten mit dem Ehrfurcht gebietenden Titel „Des Raben Klaue“ bereits für den nächsten Tag erwartet wurde, folgte man dem Rat des Marbiden. Für die Annahme, dass die magische Bootslaterne den richtigen Weg weisen würde, sprach zudem, dass Sal Brettschneider und sein Geselle Roban unmittelbar nach dem Zwischenfall im Zunfthaus mit einem schnellen Segler flussaufwärts ausgelaufen waren. Dies ergab eine Befragung der im Hafen anzutreffenden Fischer und Schauerleute.
Indes kehrte auch der auf die Feste entsandte Bote zurück und wusste zu berichten, dass Fähnrich Mooranger spurlos verschwunden sei – und mit ihr die in der Stollenkammer sichergestellten Asservaten. Sofort schossen die wildesten Gerüchte über – die Götter bewahren! – eine mögliche Verwicklung der Offizierin in die Vorgänge ins Kraut.
Nachdem der Golgarit, wie angekündigt, am folgenden Tage eingetroffen war, brach eine Gruppe von Recken in der Abenddämmerung flussaufwärts auf, immer dem Schein der magischen Bootslaterne folgend. Nach etwa zwei Stunden Fahrt erreichten sie ein von den einstigen Bewohnern längst verlassenes Fischerdorf, gelegen an einem von Schilf und anderer Wasserflora verwilderten Altarm des Großen Flusses. Hier verlosch das Licht der Laterne wie von Geisterhand. Als ein schrilles Kreischen, das die Gruppe nach den Ereignissen der vergangenen Wochen sogleich als Schrei eines Neckers identifizieren konnte, die nächtliche Stille zerriss, war klar, dass man das Ziel erreicht hatte.
Das von einem Palisadenwall umfriedete Areal bestand aus einem großen Haupthaus und einem Nebengebäude in Pfahlbauweise sowie einem dritten Gebäude, das auf dem morastigen Boden errichtet und dessen Fenster mit Brettern vernagelt worden waren. Von dort war nun abermals ein „Neckerkreischen“ zu vernehmen, so dass der Novadi Ebbon sich im Schutz der Dunkelheit sofort aufmachte, um die gefangengehaltenen Geschöpfe zu befreien.
Der Rest der Gruppe pirschte sich auf dem Steg, der den Anleger mit dem Haupt- und Nebengebäude verband, vorsichtig voran. Zwei Bewaffnete, offenbar gedungene Söldner, die hier im Freien patrouillierten, konnten von den kampferfahrenen Kämpen der Gruppe ohne viel Aufsehen ausgeschaltet werden. Im vorderen Teil des Hauptgebäudes, in dem sich die Unterkunft der Söldner befand, konnten sodann zwei weitere Schergen überwältigt werden. Nachdem auch das Nebengebäude untersucht und das Areal insoweit gesichert worden war, schlich die Gruppe zum Eingang des hinteren Teils des Hauptgebäudes.
Dort war ein hagerer, glatzköpfiger Mann, den eine ebenso machtvolle wie dunkle Aura zu umgeben schien, gerade im Begriff, eine sich kreischend in Schmerzen vor ihm am Boden krümmende Neckerin mit einem Stab zu traktieren, aus dessen Spitze violette Blitze zuckten. Sein Besessenheit und Begeisterung gleichermaßen offenbarender Gesichtsausdruck ließ kaum Zweifel daran, dass er bei seinem sadistischen Tun höchsten Genuss fand. Mit im Raum befand sich eine weitere Söldnerin sowie ein zu einem wuchernden Fleischberg degenerierter, sich träge bewegender Mann, der dem Hageren willfährig assistierte. Und noch eine Person war zu sehen: die Rahja-Geweihte Isabeau! Dass sie vor einem mit Blut auf den Boden gezeichneten Pentagramm an ein Gestell gebunden war, lies Schlimmstes befürchten. Ihre vormals prächtige Geweihtenrobe hing nur noch in Fetzen von ihrem aus zahlreichen Striemen und feinen Schnitten blutenden Leib. Nachdem die Söldnerin den Hageren respektvoll mit „werter Dottore“ angesprochen hatte, war klar, mit wem man es hier zu tun hatte.
Der Golgarit ermahnte die angesichts dieses vielfachen Frevels an den Göttern zum Sturm wild entschlossenen Arkensteiner zur Vorsicht, denn für den Krieger Borons bestand kein Zweifel, dass man es beim Dottore mit einem mächtigen Magus, der noch dazu mit den Dämonen im Bunde stehen musste, zu tun hatte. Im sich daraufhin entfesselnden Kampf, gelang es „Des Raben Klaue“ zwar, den Dämonendiener durch die Ausrufung eines Anathema soweit zu schwächen, dass er letztlich mit den zuvor gesegneten Waffen der Recken niedergestreckt werden konnte. Doch bis dahin war es ein Kampf, der die Beteiligten an die Grenzen ihrer physischen und mentalen Kräfte brachte – nicht zuletzt da auch die Söldnerin und der „Fleischberg“ sich als gefährliche und starke Gegner erwiesen.
Letzten Endes jedoch obsiegten Mut und Kampfeskraft und vor allen Dingen Rechtschaffenheit und Götterfürchtigkeit über die dämonischen Machenschaften des Dottore und seiner willfährigen Schergen. Alle im Unterschlupf gefangengehaltenen Necker wie auch die Rahja-Geweihte konnten, wenn auch zum Teil schwer verwundet, befreit und damit eines der wohl düstersten Kapitel in der jüngeren Geschichte Arkensteins zu einem guten Ende gebracht werden.
Doch bei aller Erleichterung und wohlverdientem Triumph, die in den folgenden Tagen die Stimmung in Arkenstein prägten (und von den Arkensteinern mit ungezählten Fässern Bier und Angroschim-Bränden begossen wurden) bleiben doch einige besorgniserregende Fragen offen:
Wohin konnten der Zunftmeister der Fischer, Sal Brettschneider, und sein Geselle Roban Berlind entkommen, deren maßgebliche Beteiligung am Fang der Necker durch Aufzeichnungen des Dottore belegt werden konnte?
Was hat es mit dem spurlosen Verschwinden von Fähnrich Vieska Mooranger, der Befehlshaberin der Dorfgarde, auf sich? Dass die Asservate, die die Beteiligung der Fischer am Neckerfang belegen, zur gleichen Zeit entwendet worden waren, lässt nichts Gutes vermuten…
Und schließlich: War der Dottore tatsächlich der alleinige Drahtzieher der widerwärtigen Experimente an den Neckern oder gibt es weitere Hintermänner? Einige Äußerungen des Dottore sowie Funde in seinem Unterschlupf lassen jedenfalls befürchten, dass die Necker nicht nur für die Experimente, sondern auch im Auftrag eines oder weiterer Personen gefangen worden waren.
Ohne Frage hat die Dorfgarde in dieser Angelegenheit noch einiges an kerniger Ermittlungsarbeit vor sich – und benötigt wegen Vieska Moorangers Verschwinden (oder gar Verstrickung in die Vorgänge?!) zudem eines neuen Kommandanten. Für die Bewohner Arkensteins jedoch dürfte der Alptraum der vergangenen Monde nach dem Triumph über den skrupellosen Dottore und seine Schergen endlich ein Ende haben. Doch nur die Heiligen Zwölfe wissen, vor welche Prüfungen sie uns als nächstes stellen werden…
Gegeben zu Arkenstein, am 25. Tage des Traviamondes im 1012ten Götterlauf nach dem Falle Bosparans
gez.
Anshold Beutelsaum
Schreiber Ihrer Exzellenz Rondriane von Eberstamm
(ein Beitrag von Mithrandriel; Bilder: Aikono und Mazume)
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